Danke liebes Finanzamt, dass du meine Beziehung ruinierst. Wie viele hast du eigentlich schon auf dem Gewissen? Warum machst du solchen Druck? Warum willst du eine Totalgewinnprognose für meine Träume, die noch ganz groß werden, aber nicht an Geld gebunden sind? Hast du schon mal gehört, dass Geld der Freude folgt, und zwar ohne Deadline?
Mein Morgen war mal schön. Mein Leben auch. Meine Hoffnung, Wünsche und Träume, Mut zu machen und vielleicht mal mit Gleichgesinnten an die Ostsee zu fahren, um Pläne zu schmieden und ihnen zu zeigen, dass alles möglich ist…den Bach runter. Mit einem absoluten Killersatz:
„Dann ist es halt ein Hobby.“
Stille.
Wut.
Verzweiflung.

Alles steigt gleichzeitig in mir hoch. Die Tränen stehen bereit, um über die Kante zu laufen und einen Bach, besser Fluss, zu produzieren. Ich sitze in meinem Zimmer am Computer und will eigentlich die Beitragsbidler gestalten, damit die Texte nicht nur Texte sind, sondern leserlicher und leichter für mein Publikum werden. Schwere Kost und lange Texte sind ja heutzutage ein absolutes No-Go. Aber egal, ich mag auch Bilder und war mittendrin, als die bessere Hälfte fragt: wie viel Gewinn wirst du denn machen?
Er steht am Schreibtisch, lehnt sich in meine Richtung und ich fühle mich bedroht. Als würde das Finanzamt direkt in meinem Zimmer stehen und sich über mich lehnen: „Ich will dich doch nicht ärgern, ich will doch nur wissen, was die erwarten.“
Ich suche…in den tiefen meinem Computers ist irgendwo eine schiftliche Rechtfertigung ans Amt, in der ich erkläre, warum ich „Verluste“ mache. Das waren eigentlich Ausgaben für zwei Onlinekurse, die ich mir von meinen paar Kröten im Minijob gegönnt habe. Ich habe tatsächlich pro Monat fast 300 Euro gezahlt, um zu lernen wie man einen Onlinekurs aufnimmt und Finanzencoaching betreiben kann. Ich bin ja leicht perfektionistisch veranlagt und deshalb hab ich mich weitergebildet. Ich weiß, wie Geldanlegen geht, aber ich wollte meine Kenntnisse stabil machen und verkaufen.

Finanzcoaching war keine schlechte Idee. Insgesamt hab ich damit um die 1500 Euro verdient, glückliche Kundinnen und Anfragen von Hinz und Kunz. Es könnte laufen. So richtig gut. Selbst einen Blog hab ich dazu angefangen, ein Ebook geschrieben… und der logische Schluss wäre jetzt tatsächlich Onlinekurse zu verkaufen und mich ordentlich zu vermarkten.
Aber es passiert einfach nicht. Ich kann mich nicht aufraffen, etwas zu diesem Thema zu produzieren. Ich will nicht, ich kann nicht, ich weiß nicht…warum. Es ist wie verhext. Ich fange an und höre auf. Ich habe bestimmt 3000 Euro ausgegeben und jetzt?
Jetzt muss ich liefern. Wie viel wird es 2025? Und wie viel 2026? Wann kommt die Gewinnzone?
Ich brülle meine bessere Hälfte an, dass ich nicht weiß, ob es jemals was wird, dass ich nicht schuld sein will, wenn das Finanzamt die Ausgaben wiederhaben will. Es war ja tatsächlich seine blöde Idee, diese Kosten anzugeben und als Steuer erstatten zu lassen. Für mich war es eher ein Kleiderkauf. Gekauft, Geld weg. So ist das halt. Keine Verpflichtungen, die daraus folgen. Kein: du musst das auch anziehen! Es soll einfach nur Spaß machen und weil Geld der Freude folgt, wird es auch laufen.
Aber es macht keinen Spaß. Ich bekomme nur kritische Blicke: Geld anlegen ist riskant, in diesen Zeiten ist nichts sicher, lieber die Finger davon lassen. Ich kann ja auch nicht garantieren, dass es an der Börse immer bergauf geht, aber ich kann schon garantieren, dass der Zinssatz des Girokontos nicht den Gesetzen des Zinseszins folgt, weshalb du auf selbigem einfach kein Geld vermehren kannst.
An der Börse sind Unternehmen, die etwas produzieren und dich am Gewinn beteiligen. Du wirst Aktionär, auch wenn es nur von einem doofen, langweiligen weltweiten ETF ist. Über die Jahre werden die Zinsen vervielfacht, selbst in schlechten Zeiten bekommst du mehr Geld als auf deinem Girokonto. In meinen besten Zeiten hatte ich 35% p.a., jetzt sind es 12%, weil ich von Einzelfirmen auf ETFs umgestiegen bin. Ja, auch ich bin ein Schisshase und weiß nicht, was die Weltpolitik noch vor hat. Also bevorzuge ich die risikoarme, breit gestreute Variante…
Gut. Das nur dazu. Ich weiß viel und bin auch von der Börse und den ungeahnten Möglichkeiten begeistert. Es spielt nur keiner in meiner Sandkiste mit. Alle Kinder sind lieber woanders unterwegs und keine Lust haben, mit mir Burgen und Schlösser zu bauen.
….das glaube ich jetzt nicht…mein Text ist weg…ich hatte nicht auf Speichern gedrückt…
Das ist ein Zeichen. Ich hab mich in Rage geschrieben und die Hälfte ist weg. Ich lass das jetzt mal so stehen und fasse zusammen:
- Wenn du wissen willst, wie investieren geht – kann ich gerne helfen, wird ja ein Unterpunkt auf meinen Blog. Es wäre zu schade, mein Wissen in die Tonne zu treten. Ich hab sogar eine Anleitung als Ebook geschrieben. Klick hier (wenn ich alles verlinkt habe) 🙂
- Wenn das Finanzamt stresst – nimm es nicht persönlich. Mach weiter.
- Mach weiter.
- Auch wenn alle sagen, dass es nur ein Hobby ist.
- Aus den meisten Hobbies ist Großes geworden.
- Wenn dein Umfeld stresst – keine Ahnung… ich bin kein Freund davon, mein Umfeld in Frage zu stellen. Ich beweise lieber das Gegenteil und nehme es als Anlass zum Schnellerlaufen.
- Lass dich von deinen Träumen nicht abbringen.
- Wiederhole Punkt 7 und Punkt 3. Ich glaube an dich. Dann wird es eben mal blöd, aber unsere Seele kann eh nicht anders, als sich selbst verwirklichen.
Lass dich nicht so stressen wie ich. Ich bin nicht gut im Gegenhalten oder Argumentieren. Ich kann mir sehr gut um alles Gedanken machen, aber sachlich sein, wenn es ungerecht wird…falsche Adresse.
Auch nachdem meine bessere Hälfte mehrmals wiederholt hat, dass es ja nur eine Frage war, schmeiße ich ihn raus. Die Tränen werden zu Bächen und ganzen Flüssen. Warum nehme ich mir das so zu Herzen? Vielleicht, weil er einfach nicht an mich glaubt. Oder bin ich es, die nicht an sich glaubt? Bin ich die größte Blockade meines Selbst? Er handelt in bester Absicht. Ich kann mich nicht beklagen, denn er findet grundsätzlich alles gut, was ich tue. Daran kann es nicht liegen.
Aber das Finanzamt? Totalgewinnprognose? Stundennachweis für das Arbeitszimmer? Verlustprognose? Es fühlt sich an, als würde ich erdrückt. Meine Träume, meine Hoffnung, meine Zuversicht. Kennst du das? Bist du wieder aufgestanden? Hast du weitergemacht und lebst das Leben deiner Träume? Oder hast du aufgegeben? Wiedermal andere über dich bestimmen lassen?
Schreib mir unbedingt, denn ich glaube, dass ich nicht alleine bin. Sprüche wie „träum weiter oder selbstständig heißt ständig selbst“ werden gelöscht. Mein Universum hat sich für mich entschieden. Nicht für die anderen. Ich darf blühen und muss es nicht beweisen. Du auch. Ich glaube an dich. Mach bitte weiter und lass dein Licht scheinen.
Alles Liebe,
Ute