Jetzt ist es passiert. Samstag morgen, Nikolaustag und ich lieg flach. Die Kinder schlafen noch, aber ich bin seit 3.30 Uhr wach und habe ich Kopfschmerzen. Mein Bauch dreht sich und ich hab vorsichtshalber mal die Kaffeemaschine angemacht. DANKE liebes Koffein, dass es dich gibt. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde.
Ich wüsste aber, was ich ohne Nikolaus tun würde: durchschlafen! Nicht, dass ich sowieso ständig nachts mit mir kämpfe, aber heute Nacht hat mich doch tatsächlich der Wecker geweckt. Und warum? Na, weil die Stiefel vor der Tür stehen und gefüllt werden wollen. Nikolaus kommt ja über Nacht…so wie bei dir wahrscheinlich auch?!
Wie viele Kinder hast du? Eins, zwei, drei oder mehr?? Eins reicht ja, um Hoffnungen zu schüren und Erwartungen zu erfüllen. Ich sag mal so: durch Zufall entstandene Traditionen, die ich vor Jahren noch genial fand, holen mich jetzt ein und ich…bin einfach nur müde.
Eigentlich wollte ich Content über Weihnachten erstellen…wie schön es ist und welche Geschenke wer wem schenken kann. Was du alles bei mir kaufen kannst, weil auch ich es schön finde. Natürlich ist das mein Business und befreit mich hoffentlich irgendwann aus der Angestelltenfalle. Aber heute?
Heute bekommst du Einblicke in mein ganz normales Leben als Mama von drei Kindern. Der Hauptteil besteht aus Kaffee. Den wir inzwischen auch billig einkaufen, weil alles so teuer geworden ist. Nein, du brauchst kein Mitleid haben…wir haben Haus, Garten, jedes Kind ein Zimmer und ich hab „nur“ einen Minijob. Aber trotzdem…ich habe fertig. Jahrelanges Muttersein ohne Ende in Sicht zerrt an den Nerven. Dabei sind die Kids echt „pflegeleicht“ und wir haben viel Spaß. Aber allein morgens um 6.30 Uhr aus dem Bett zu fallen, um Frühstück zu mache etc., obwohl ich gar nicht mehr in der Schule bin und wirklich keine Lärche, die morgens um 5 Uhr schon journalt und Yoga macht.
Es ist ein Unding, die armen Pubertiere um 8 Uhr in einer Institution der Fremdbestimmung antanzen zu lassen und mit 29 anderen Jugendlichen in einen Raum zu stecken, wo der Putz von den Wänden kommt, weil das letzte mal zu meinen Schulzeiten renoviert wurde.
Nein, wir wohnen nicht in Berlin-Marzahn. Wir wohnen in Lüneburg, wo die Welt noch heile ist. Nee, Korrektur: wo die Welt mal heile war. Auch hier gehen der Stadt die Gelder und das Personal aus. Lehrer werden hin- und hergeschoben und meine Kids dürfen sich mit Entfall und Vertretung rumschlagen.
Klar gibt es auch Gutes. Die Klasse meiner Tochter macht eine schöne Klassenfahrt, wenn sie in der 6. Klasse ist. An die Ostsee nach Warnemünde im nächsten August. Rate mal, was der Spaß kostet? 330 Euro! Wir sollen einfach monatlich was sparen. Ich dachte, ich hör nicht richtig. Findest du das nicht auch frech??? Es ist ja nicht so, dass man nur ein Kind hat (viele haben zwei oder drei, richtig?) und wir haben noch einen Hund, ein Haus, ein Auto, ein…viel zu viel. Eigentlich haben wir viel zu viel.
Was mich zum Thema zurückbringt…viel zu viel und erst Recht zu Weihnachten. Zu viel Geschenke, Erwartungen, materieller Kram und Stress.
Als ich letztens auf Pinterest nach Keywörtern zum Thema Mamasein und Stress gesucht habe, kam eine „Sperre“: „…bitte wenden Sie sich an irgendwen, der Ihnen helfen kann – Psychologen, Therapeuten, Coaches etc.“ Ich dachte nur: was?? Wieso kann ich nicht einen Artikel zum Stressabbau für Mamas verlinken, ohne gleich beim Therapeuten zu landen? Ja, weil natürlich die schöne Pinterest Welt eine heile Welt sein will: schöne Bilder noch schönerer Menschen, Häuser, Wohnungen, tolle Rezepte, schöne Klamotten. Alles, was Fassade so ausmacht. Aber das macht nicht glücklich. Es hilft nicht, wenn ich nach Stressabbau suche, in eine Scheinwelt einzutauchen. Ja, vielleicht finde ich die passende Kaffeetasse für meinen so dringend benötigten Kaffee, aber Verständnis gibt’s da nicht.
Wie also kannst du mich finden, damit ich dir sagen kann, dass du nicht alleine bist? Wir Mütter sollten und zusammentun und unsere Seele streicheln. Gerade in dieser stressigen Zeit. Gerade im Dezember sollten wir uns mehr als einmal bewusst machen, dass weniger mehr ist. Dass wahre Liebe nicht durch den Geldbeutel fließt und dass leuchtende Kinderaugen vor allem von gemeinsam verbrachter Zeit kommen.
Ja, das werde ich machen: mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Kekse backen, die vegan oder zumindest gesund sind. Nicht das olle Zeug vom Weihnachtsmarkt, wovon mir einfach schlecht wird. Ich stand ja gestern mit meinem Sohnemann an den Buden und wir dachten noch: „Igitt, ist das fürchterlich frittiert!“. Trotzdem haben wir das Schmalzgebäck und die Churros gekauft und gegessen. Rate mal, warum mir heute so schlecht ist. Wenn ich mein Bauchgefühl befrage, sehe ich vor meinem geistigen Auge…Churros. „Pfui!“ hätte meine Oma gesagt und micht weggezerrt. Sie hätte mich in die Küche mitgenommen und Lebkuchen gebacken. Gemeinsam verziert auch. Warte mal, ich glaub, das war eigentlich meine Mama.
Wo sich der Kreis schliesst: Mach was schönes mit deinen Kindern und halte den materiellen Weihnachtsstress fern. Auch den terminlichen und setzt euch einfach zuhause gemeinsam auf’s Sofa.
So, jetzt ist es 8.53 Uhr…die Pubertiere höre ich die Treppe runterkommen. Zeit, zu schauen, ob der Nikolaus da war. Und? Ja! Auf (Mama)-Nikolaus ist Verlaß. Immer und alle Jahre wieder. In diesem Sinne, geh mal in dich, mach die Kaffee oder Tee und hab eine entspannte Vorweihnachtszeit.
Alles Liebe,
Deine Ute
PS: Schreib mir doch mal in die Kommentare, ob ich mit meiner Meinung hier alleine bin. Ich würde mich freuen. 🙂
